Veranstaltungen und Neues

19.02.2023 | 15:00 Uhr | KQ live! | Zwischen Aneignung und Emanzipation. Mahlers Vierte Symphonie und Beethoven
Wir laden Sie herzlich ein zu einem Vortrag unseres GMVH-Mitglieds Johann Layer
Zwischen Aneignung und Emanzipation. Mahlers Vierte Symphonie und Beethoven
im Rahmen der Veranstaltungsreihe KQ live! am
19.02.2023 | 15:00 Uhr | Lichtwarksaal | Neanderstraße 22, 20459 Hamburg
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Reservierungen unter info@komponistenquartier.de oder Tel.: 040 - 636 078 82.
Beethoven war neben Wagner Mahlers größtes Idol. Die Verehrung bezog sich neben verschiedenen konkreten kompositorischen Ideen nicht zuletzt auf die grundsätzliche Fortschrittlichkeit des Vorläufers und resultierte dementsprechend in einem ausgeprägten Bewusstsein der historischen Notwendigkeit musikalischer Weiterentwicklung. Folglich bewegte sich Mahler stets in einem Spannungsfeld zwischen der Orientierung am großen Vorbild und der angesichts der großen zeitlichen Distanz zwischen beiden Komponisten zwangsläufigen Abweichung von diesem.
Diese kritisch-produktive Auseinandersetzung mit Beethovens Schaffen lässt sich besonders anschaulich anhand Mahlers Vierter Symphonie nachvollziehen. Während der Entstehungszeit des Werkes, mit dem Mahler laut eigener Aussage eine „in sich geschlossene Tetralogie“ abschloss, sah er sich auf der Höhe seiner künstlerischen Fertigkeiten und verfügte über genügend Selbstvertrauen, um sich direkt mit seinem Vorbild zu messen. Dies spiegelt sich bereits in der großformalen Dramaturgie der Symphonie, die sich einerseits deutlich an den Aufbau von Beethovens Neunter Symphonie anlehnt, diesen jedoch andererseits humoristisch bricht und in Frage stellt. Auch im Kopfsatz lässt sich ein humoristischer Umgang mit Konventionen und Erwartungshaltungen feststellen, für den sich konkrete Vorbilder aus Beethovens Symphonien nachweisen lassen. Schließlich finden sich im Adagio so deutliche Parallelen zu verschiedenen Werken Beethovens, dass dessen Schaffen als zentraler Bezugspunkt für Mahlers Vierte Symphonie evident wird.
Johann Layer schloss sein Studium der Historischen Musikwissenschaft, Systematischen Musikwissenschaft und Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg mit Auszeichnung ab. Seine Dissertation über Gustav Mahlers Beethoven-Rezeption an der Hochschule für Musik und Theater München wird derzeit begutachtet. Neben der Forschung beschäftigt er sich auch im Kulturbetrieb.

21.02.2023 | 16 Uhr | „Mahler spielt Mahler“ | Vorführung auf dem seltenen Steinway-Welte Klavier im Mahler Museum
Es ist wie ein Blick in die Musikgeschichte: Gustav Mahler spielt selbst das Sopran Solo aus seiner IV. Symphonie „Das himmlische Leben“, zu hören auf einer sog. Notenrolle, die auf einem Welte Mignon Steinway Konzertpiano von 1924 abgespielt wird. Einen plastischen Eindruck dieses faszinierenden Instruments erhalten Sie am
21. Februar 2023 | 16 Uhr | Gustav Mahler Museum im Komponisten-Quartier Hamburg e.V. | Peterstraße 28, 20355 Hamburg.
Die Präsentation ist im Museumseintritt enthalten. Dauer: 15 Minuten.
Dieses hervorragend erhaltene Reproduktionsinstrument ist eines von ca. 50 noch existierenden Welte Steinway Pianos, von denen seinerzeit überhaupt nur 650 Stück gebaut wurden, also eine echte Rarität. Die Notenrollen sind quasi Tonträger aus der Zeit vor der Schallplatte, sogar die Anschlagsdynamik wird mit übermittelt.
Dank großzügiger Zuwendungen von Manfred und Jutta Schaefer sowie Ingeborg Steifensand u.a. wurde das Instrument von der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg für das Mahler Museum erworben und in den Jahren 2019/2020 von der Firma FaszinationPianola komplett restauriert.
Weitere Führungen finden jeden dritten Dienstag im Monat statt, jeweils 16 – 16.15 Uhr:
Dienstag, 21. März 2023
Dienstag, 18. April 2023
Dienstag, 16. Mai 2023
Dienstag, 20. Juni 2023
Dienstag, 18. Juli 2023
Dienstag, 15. August 2023
Dienstag, 19. September 2023
Dienstag, 17. Oktober 2023
Dienstag, 21. November 2023
Dienstag, 19. Dezember 2023.

Georg Borchardt gestorben
Das neue Jahr beginnt für die Gustav Mahler Vereinigung mit einem tiefen Einschnitt: Der Gründer der Gustav Mahler Vereinigung Hamburg, Georg Borchardt (geb. 1934), starb zu Beginn des neuen Jahres, wie erst jetzt bekannt wurde.
Georg Borchardt war seit den 70er Jahren bis zur Jahrhundertwende in Hamburg einer der wohl renommiertesten Musikrezensenten, und arbeitete als freier Mitarbeiter u. a. für die Tageszeitung Die Welt, beim NDR und beim Schleswig-Holstein-Musikfestival. Über viele Jahre engagierte er sich unermüdlich für eine angemessene Würdigung Gustav Mahlers und seiner Verdienste um Hamburg. 1988 gründete er schließlich die Gustav Mahler Vereinigung Hamburg, zusammen mit Prof. Dr. Dr. hc. mult. Constantin Floros, Elisabeth Diederichs, Lisa Sutor, dem Bankier Werner Sutor, dem Juristen Justus R. G. Warburg und Dorrit Kuhn. Es gelang ihm, Leonard Bernstein, den „seinerzeit prominentesten Mahlerianer“ – so Borchardt, als Ehrenpräsidenten für die junge Vereinigung zu gewinnen.
Als Generalsekretär der Vereinigung bestimmte Georg Borchardt ihre Geschicke über viele Jahre wesentlich. Zu seinem Bestreben, Hamburg zu einer Mahler – Stadt zu machen, gehörten z.B. zahlreiche von ihm initiierte Mahler - Konzerte und – Symposien, er erreichte die Einrichtung eines eigenen Gustav-Mahler-Platzes, an Mahlers einstigem Wohnhaus in der Bundesstraße Nummer 10 in Hamburg wurde eine granitene Gedenktafel angebracht, im Foyer der Staatsoper die von Milan Knobloch geschaffene Mahlerbüste installiert - als Leihgabe der Vereinigung. Die rote Mahler Rose als Logo der Vereinigung und als stilvolles Dankeschön für die Künstlerinnen und Künstler nach einer Veranstaltung wurde von ihm kreiert, und schließlich wurde auch ein von ihm schon früh gehegter Plan – ein Mahler Museum – 2018 Wirklichkeit.
In einem Text, der auf der Website der GMVH nachzulesen ist, beschreibt Georg Borchardt eindrücklich Hindernisse bei der Entstehung der Mahler Vereinigung. „Man entdeckte Mahlers Symphonien, aber niemand schien sich dafür zu interessieren, was sein Wirken in den Jahren 1891 bis 1897 für diese Stadt bedeutete. ……“
Lesen Sie hier eine Würdigung von Georg Borchardts Wirken als WELT-Feuilletonist und wichtige Stimme im damaligen Musikleben Hamburgs von Peter Krause (Mitglied im Vorstand der Mahler Vereinigung):
„Im Zentrum seiner Lebensleistung als Musikwissenschaftler steht sein Wirken als Feuilletonist für die Tageszeitung „Die WELT“. In den 70er, 80er und 90er Jahren prägt Georg Borchardt die Wahrnehmung des musikalischen Lebens der Hansestadt Hamburg und wird eine ihrer wichtigsten Stimmen. Seine Rezensionen zumal der klassischen Konzerte in der Musikhalle, aber seinerzeit auch noch mancher Wiederaufnahmen von Opern an der Hamburgischen Staatsoper oder des Musiktheaters an der Hochschule für Musik und Theater – seine Texte erscheinen mitunter täglich – dokumentieren das damals bereits enorm reiche Konzertwesen der Hamburger Orchester wie der gastierenden Klangkörper. Den diffizilen Zusammenklang von Musik und Wort gestaltete er mit profundem Wissen und mit besonderem Wohlwollen für die Künstlerinnen und Künstler. Wohlfeile Verrisse als Mittel der Selbstdarstellung des Kritikers entsprangen seiner Feder eigentlich nie. Denn da schrieb der Musikwissenschaftler stets auch als Musikenthusiast, der andere Menschen dazu anstiften wollte, sich mit dieser komplexen, berührenden, das Leben bereichernden Kunstform zu beschäftigen. Georg Borchardt machte neugierig auf komplexe künstlerische Inhalte, er erweiterte das sonst so wenig ausgeprägte Bewusstsein für die musikhistorische Bedeutung Hamburgs, wenn er sich beherzt für deren Komponisten einsetzte. So hat er zumal Gustav Mahler dem Gedächtnis unserer Stadt nachhaltig eingeschrieben, aber nicht nur seinem Fixstern. In Georg Borchardt verliert Hamburg einen mutigen und unermüdlichen Vordenker der Idee der Hansestadt als Musikstadt.“